In einem 15-minütigen Video schildert der 22-jährige Youtube-Star Dagi Bee das Leiden mit der Antibabypille. Jeden Morgen sei sie mit Kopfschmerzen aufgewacht. «Es gab Tage, an denen es so krass war, dass ich dachte, ich sterbe – die Schmerzen gingen mit keiner Tablette weg», erzählt Dagi Bee, die 3,5 Millionen Abonnenten hat. Zudem sei sie immer extrem launisch und angreifbar gewesen. «Ich war die ganze Zeit auf 180.»
Sie setzte die Pille ab und wechselte auf die Kupferspirale. «Jetzt bin ich richtig entspannt. Mir gehts sehr, sehr gut», so ihr Fazit nach rund drei Monaten ohne Pille. Es sei ja offensichtlich, dass Hormone auf Dauer nicht gut seien. Kopfschüttelnd meint sie: «Wenn man sich überlegt, was man unwissend die letzten siebe Jahre in sich hineingepumpt hat …»
Auch viele andere junge Frauen haben mit der Pille Schluss gemacht und berichten auf zahlreichen Blogs und Youtube-Videos davon. «Dieses kleine Ding ist ein Teufelszeug, kann Krankheiten verursachen und sogar lebensgefährlich sein», schreibt Bloggerin Ann-Christin (29). In ihrem Freundeskreis gebe es kaum noch eine Frau, die hormonell verhüte, berichtet eine Autorin auf dem Online-Portals Ze.tt. «Die Pille ist uns einfach nicht mehr geheuer.» Selina Helena (19) sagt: «Man wird mit Hormonen vollgepumpt.» Seit sie die Pille nicht mehr nehmen, schwärmen die jungen Frauen von einem besseren Lebensgefühl. Sie spüren «eine neue Art der Unbeschwertheit» oder «fühlen sich im Reinen» mit ihrem Körper. Auch hätten sie wieder mehr Lust auf Sex.
Die zunehmend kritische Einstellung der Pille gegenüber schlägt sich auch in den Absatzzahlen nieder. Noch nie wurden in der Schweiz seit der Erfassung so wenig Pillen verkauft wie heute. Laut Interpharma hat die Zahl der verkauften Packungen von Verhütungspillen in der Schweiz seit 2010 um 14 Prozent abgenommen. Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse registriert zwischen dem Jahr 2006 und 2016 über 300’000 weniger verkaufte Packungen von Antibabypillen.
«Viele junge Mädchen und Frauen löchern mich mit Fragen, wenn es um die Verhütungsmethode geht», sagt Davidis. Sie wollten genau wissen, welche Auswirkungen die Pille auf ihren Hormonhaushalt habe und welche gesundheitlichen Risiken drohten. Er behandle auch zunehmend Klientinnen, die die Pille absetzen wollten.
Viele junge Klientinnen weichen laut Davidis auf natürliche Alternativen aus. Dazu gehöre die Kupferspirale und die symptothermale Methode NFP. Bei dieser beobachten Frauen den Zyklus und ermitteln den Eisprung anhand von Körpersymptomen. Andere nutzen Zyklus-Tracker zur Bestimmung der fruchtbaren Tage. Auch Yamskapseln seien gefragt.
«Bei diesen alternativen Methoden muss man seinen Körper aber sehr gut kennen und die Temperaturmessungen mit grosser Disziplin anwenden», sagt Davidis. Manche junge Frauen könnten sich aber nicht entscheiden und beschränkten sich deshalb auf Kondome. «Wird das Kondom richtig angewendet, ist es mindestens so sicher wie die Pille.»